Das Jahr 2022 liefert dem Musikverein außergewöhnliche Ereignisse für die Chronik:
Am 28. Mai gab der Musikverein am Deutschen Katholikentag in Stuttgart die Welturaufführung des Albums „Calling All Dawns“ in einer Fassung für Blasorchester und Chor. Am 24. Juli fand das das Ganze nochmals in Rettigheim statt.
Nach diesem Konzert wurden wir von Iris Strasser-Müller – der Cousine unseres Tubisten Alexander Rachel – angesprochen, ob wir uns vorstellen könnten, das Stück auch in Durbach-Ebersweier aufzuführen. Das klingt im ersten Moment toll, aber führte gleich zu vielen Fragen:
- Wo bitte liegt Durbach-Ebersweier? Nahe Offenburg – knapp 90 Minuten Busfahrt entfernt im Süden.
- Wie machen wir das mit dem Chor? Gar nicht – die Fassung ist so arrangiert, dass sie auch nur mit Blasorchester aufgeführt werden kann. Das heißt die fehlenden Gesangstimmen müssen vom Orchester aufgefangen und ersetzt werden.
- Wie funktioniert das mit anderen Terminen? Eher schlecht – schließlich würden wir jetzt gerade auf unser Winterkonzert hinarbeiten. Aber der geplante Konzerttermin am 18.12. kollidiert mit dem WM-Finale, weshalb wir den Termin Fall ins Frühjahr 2023 verschieben müssen.
Entsprechend ist der Musikverein Rettigheim der Einladung nach Durbach-Ebersweier gefolgt: Nach der Welturaufführung für Chor und Blasorchester im Mai gaben wir damit auch die Welturaufführung für Blasorchester.
Gegen 11 Uhr brachen wir auf in den Schwarzwald. Nach einer überraschend unproblematischen Fahrt über die A5 kamen wir gegen 12:30 Uhr in Durbach-Ebersweier an. Ausladen und Aufbauen liefen parallel mit der echten „Tour“-Erfahrung: Der örtliche Musikverein hatte dankenswerterweise sein Schlagwerk zur Verfügung gestellt und das Gemeindeteam Ebersweier hatte Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen vorbereitet; so fühlen sich also Profis, wenn man hinkommt, alles ist aufgebaut und man kann „backstage“ zum Essen gehen.
Um den Gästen ein vergleichbares Konzerterlebnis wie in Rettigheim zu liefern, hatten wir uns einige Besonderheiten überlegt: Christiane Bauer begleitete uns als Gesangsolistin bei einigen Titeln und wie in Rettigheim moderierte Johanna Haßfeld äußerst wortgewandt, indem sie die Texte von „Calling All Dawns“ den Besuchern näherbrachte: Dies geschah durch Übersetzung, durch Interpretation, und durch Anreicherung mit Hintergrundinformation. Außerdem hatten wir Videosequenzen vorbereitet, die Szenen aus entsprechenden Werken oder Ländern zeigten und die Gäste in die entsprechende Stimmung versetzten.
Entsprechend mussten doch noch Mikrofone, Mischpult, Beamer, etc. aufgebaut werden, während Orchester und Sängerin sich mit der örtlichen Akustik vertraut machten. All diese Vorbereitungen vergingen wie im Flug und kaum waren Anspielprobe und Soundcheck beendet, stand der Konzertbeginn um 16 Uhr auch schon kurz bevor.
Unter der Leitung der Dirigentin Christiane Weinmann begeisterten der Musikverein mit Christiane Bauer und Lukas Haag als Solosänger die Gäste. Die drei Sätze „Tag“, „Nacht“ und „Morgendämmerung“ von „Calling All Dawns“ entsprechen dem Kreislauf des Lebens und damit „Leben“, „Tod“ und „Wiedergeburt“. Ein hoffnungsvoller Tag endet mit Reflektionen über den Umgang mit dem Tod. Nach dem trübsinnigen Mittelteil holten Musikverein und die Gesangsolisten die Gäste zu einem hoffnungsvollen Schluss ab: Nach „Kia Hora“ (Maori für „Mögest du Frieden finden“) als Finale gab es stehende Ovationen.
Nach zwei Zugaben gab es in der Kirche einen Umtrunk und die Möglichkeit zur Begegnung und Gesprächen zwischen Sängerin, Musikverein, Gemeindeteam und Besuchern: Wie hat es den Gästen gefallen? Was hat bewegt? Wie kommt man auf solche Ideen?
Nach Begegnung und Abbau stand die Heimreise auf den Zeitplan, damit die Akteure gegen 21 Uhr in Rettigheim ankamen.
An dieser Stelle möchten wir uns ganz besonders bei Christiane Bauer und Lukas Haag bedanken – aber auch bei allen Musiker, die an diesem besonderen Erlebnisse motiviert teilgenommen haben.