Das Winterkonzert kurz vor Weihnachten hat im Musikverein „Eintracht“ Rettigheim eine lange Tradition. Nach einer Corona-bedingten Zwangspause hatte der Verein am 17.12. in die Pfarrkirche St. Nikolaus eingeladen, um diesen Brauch wieder aufleben zu lassen.
Das 35-köpfige Blasorchester eröffnete das Konzert mit „Fire & Ice“ – ein modernes peppiges „Opening“. Den Komponisten Otto M. Schwarz inspirierten Ski-Events mit Lasershows oder Pyrotechnik dazu, das Werk zu schreiben. Um den Gästen solche Szenen nicht nur musikalisch näher zu bringen, wurden auf einer Leinwand zu jedem Stück passende Bilder und Szenen projiziert. Das darauffolgende „Fanfare For The Common Man“ brachte – wie der Namen schon sagt – einen Stilwechsel: Trompeten und Posaunen dominieren mit fanfarenartigen Klängen im Wechselspiel mit dem Schlagwerk, während das restliche Orchester gekonnt begleitet.
Bei „Grand Chœur Dialogué“ wurde den Gästen dann klar, warum das Konzert in der Rettigheimer Kirche stattfindet und nicht in der örtlichen Turnhalle: Das Solostück für Kirchenorgel und Blasorchester wurde virtuos vom Solisten Lukas Haag vorgetragen. Der Titel zeichnet sich durch den Einsatz vieler unterschiedlicher Register aus, wodurch es den Tonumfang und die Klangpalette der Orgel ausnutzt, aber auch den Solisten fordert. Gemäß dem Namen beginnt das Stück als „Dialog“ zwischen Orgel und Orchester, aber wird immer dichter und voller, dass gegen Ende die Melodie ständig zwischen beiden Klangkörpern wechselt.
„Concerto d’Amore” und das darauffolgende „Towards A New Horizion” markierten dann einen Stilwechsel: Beide Originalwerke für Blasorchester boten den Musikern die Gelegenheit solistisch als auch im Kollektiv zu glänzen: Verschiedene wechselnde Rhythmen gepaart mit Soli und vielschichtiger Melodie zeichnen beide Titel aus.
Mit „The Bonnie Black Isle” stand im Anschluss schon wieder der nächste Stilwechsel an: Ganz stilecht mit Kilt und Dudelsack „bewaffnet“ marschierte Klaus Appelt ein und spielte die Weise über die Halbinsel am Loch Ness.
„By The Rivers of Babylon“ war nicht der Disco-Hit von Boney M., sondern ein weiteres Originalwerk für Blasorchester. Während die Musiker die ständigen Wechsel des Taktmaßes souverän meisterten, erforderte der Titel von den Gästen konzentriertes Zuhören.
Zum Abschluss des Konzerts wechselte der Programmschwerpunkt in Richtung Populärmusik: Andrea Bocellis Vivo Per Lei kam den meisten Gästen sicherlich bekannt vor. Und auch das Medley „Phil Collins In Concert“ bestand aus erfolgreichen Titeln des britischen Künstlers, die die Gäste aus dem Radio oder der heimischen Plattensammlung kennen. Mit dem Radetzky Marsch endete der offizielle Teil des Konzerts.
Der Vorsitzende Oliver Eschelbacher bedankte sich bei Christine Essele und Karin Eschelbacher, die die Stücke informativ anmoderiert hatten. Mit stehendem Applaus honorierten die Besucher die Leistung der Dirigentin Christiane Weinmann, der Solisten und aller Musiker und Musikerinnen. Bei so viel Zuspruch, durfte natürlich die Zugaben nicht fehlen: Klaus Appel spielte noch einmal mit dem Dudelsack auf und brachte gemeinsam mit dem Orchester „The Rose of Kelvin Grove“ zu Gehör. Dass das Konzert immer mit Weihnachtsliedern endet, ist als Brauch nicht annähernd so alt, wie die Konzerte selbst, aber kann auch schon auf mehrere Jahrzehnte Tradition zurückblicken – so auch an diesem Sonntagnachmittag.